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Robin Gosens
Über Rhede nach Bergamo - jetzt gegen den BVB

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Robin Gosens: Über Rhede nach Bergamo - jetzt gegen den BVB
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Robin Gosens hatte den Traum vom Profi-Dasein aufgegeben. Nun kommt er mit Atalanta Bergamo nach Dortmund.

Wenn am Donnerstagabend Borussia Dortmund den italienischen Erstligisten Atalanta Bergamo zur Zwischenrundenpartie der Europa League empfängt, dann ist das ein großer Tag für Robin Gosens (23). Der Linksverteidiger legte eine Karriere hin, die es heutzutage eigentlich kaum noch gibt: Mit 18 Jahren kickte der Emmericher noch für den VfL Rhede. Mittlerweile spielt er in der Serie A, soll vom italienischen Nationalspieler Leonardo Spinazzola, bis zum Saisonende ausgeliehen von Juventus Turin, lernen und ab der nächsten Saison dessen Posten übernehmen. Nun trifft Gosens auf den BVB. Wie das alles kam? Steht hier. Herr Gosens, gibt es den Moment, in dem Sie sich wundern, wie Ihr Leben zuletzt verlaufen ist? Fast jeden Tag. Wenn ich meine Tasche fürs Training packe, ins Auto steige, meine Musik höre, dann frage ich mich manchmal: Was machst du eigentlich hier? Wie geil ist das denn? So richtig begreife ich noch gar nicht, was passiert ist.

Wie war der Tag, der alles veränderte? Ich weiß das noch als wäre es gestern gewesen. 2012 war das. Wir waren am Samstagabend mit den Mannschaftskollegen bis in die Nacht raus und am nächsten Tag haben wir mit der A-Jugend von Rhede gegen Kleve gespielt. Niederrhein-Liga. Nach der Partie kam einer auf mich zu und meinte: Robin, ich bin nicht wegen dir hier, aber hast du nicht Bock zu Vitesse Arnehim zum Probetraining zu kommen? Ich dachte erst, der wollte mich auf den Arm nehmen. Aber ich ging hin, sie fanden mich offenbar gut und sie wollten mich. So fing die ganze Sache an. War für Sie klar, dass Sie das wollen? Ich müsste lügen, wenn ich sagen würden, dass ich noch daran geglaubt habe, dass aus mir ein Fußball-Profi wird. Es kommt eben der Zeitpunkt, an dem man sagt, dass man seriös werden, seinen Traum begraben und sich einen ordentlichen Beruf suchen muss. Aber plötzlich lebte der Traum wieder auf. Es war trotzdem keine ganz einfache Entscheidung. Ich wollte zur Polizei, hatte die Tests schon gemacht und gute Chancen. Ich hatte ja keine Gewissheit, dass aus der Fußballsache was werden würde. Sie gingen trotzdem. Ich spielte zunächst für die U23, aber der damalige Profi-Trainer Peter Bosz nahm mich mit ins Winter-Trainingslager nach Abu Dhabi und sagte zu mir, dass ich alles mitbringen würde für einen modernen Linksverteidiger. Bis dahin hatte ich nur im zentralen Mittelfeld gespielt, an etwas anderes hatte ich nie gedacht. Ich bin ihm dankbar, denn die Karriere, die ich jetzt gemacht habe, habe ich als Linksverteidiger gemacht. Wer weiß, wo ich sonst jetzt wäre. Niederrhein-Liga? Vielleicht (lacht). Es stand dann direkt ein Testspiel an, mein erstes Spiel als Linksverteidiger. Ich war gut und der Gegner, Zweitligist FC Dordrecht, dachte das wohl auch. Sie riefen an, weil sie dringend einen Linksverteidiger brauchten. Zufälle ohne Ende. Ich ließ mich für ein halbes Jahr ausleihen, wir stiegen in die erste Liga auf. Das war überragend. Wann kam der Zeitpunkt, dass Sie eine Karriere für möglich hielten? Ich habe immer gewusst, dass ich kicken kann, habe aber nicht geglaubt, dass ich viel besser bin als alle anderen. In Rhede hatten wir eine Oberliga-Mannschaft, in die ich es nicht geschafft habe. Ich war mit 18 mal bei einem Probetraining bei Borussia Dortmund, das war eine Katastrophe. Inwiefern? Ich konnte überhaupt nicht mithalten. Ich stand zwar auf dem Platz, aber ich konnte gar nicht so schnell gucken, wie der Ball wieder von meinen Schuhen verschwunden war. Ich wusste überhaupt nicht, was passiert und war komplett überfordert. Mein Papa hatte sich extra freigenommen, um das Training anzuschauen. Sie mussten sich erst selbst von sich überzeugen? Ein bisschen. Nach der Saison in Dordrecht kehrte ich vorerst zurück zu Vitesse und drei Vereine wollten mich haben. Da habe ich gedacht: Dann kannst du ja vielleicht doch ein bisschen mehr. Vielleicht geht was. Über Heracles Almelo kamen Sie im vergangenen Sommer zu Atalanta Bergamo. Und nun spielen Sie womöglich in Dortmund vor? Mal sehen. Zuletzt hatte ich eher Kurz-Einsätze. Aber das ist ja alles so abgesprochen, alles läuft nach Plan. Das Stadion in Dortmund ist eines der emotionalsten überhaupt von der Atmosphäre und vom Erlebnis her. Seit ich fünf oder sechs Jahre alt bin, schaue ich jedes Wochenende jedes Bundesligaspiel. Nur gespielt habe ich noch nie in einem dieser Stadien, die ich als Fan kenne (lacht). Ich bin glücklich, selbst wenn ich nur gucken darf. Das ist eine unglaubliche Geschichte für mich und ich genieße wirklich jeden Moment. Sammeln Sie Trikots als Andenken? Ich versuche aus jedem Spiel, bei dem ich in der Startformation stehe, das Trikot eines gegnerischen Spielers mitzubringen. Damit ich – falls mir jemand später mal nicht glaubt – beweisen kann, dass ich Fußball-Profi war (lacht). Ich habe schon ein paar schöne Erinnerungsstücke. Zum Beispiel? Das Trikot von Dries Mertens vom SSC Neapel habe ich zu Hause. Das ist das Andenken an ein besonderes Erlebnis. Im Viertelfinale des italienischen Pokals haben wir in Neapel gewonnen. 2:1. Ich habe gespielt und eine Vorlage gegeben. Als wir nachts am Flughafen in Bergamo ankamen, warteten da 7000 oder 8000 Fans auf uns. Es war kein Durchkommen, der ganze Flughafen war blockiert. Wir haben dann eine Stunde lang mit den Fans gefeiert. Wohlgemerkt: Das Spiel war an einem Dienstagabend, um 1.30 Uhr waren wir erst zurück. Da habe ich gedacht: Wo bin ich denn hier gelandet? (lacht) Würden Sie auch gern in Dortmund das Trikot tauschen, selbst wenn Sie nicht spielen? Das will ich auf jeden Fall, am liebsten mit Marco Reus, weil ich ihn für einen Granaten-Kicker halte. Ich war immer Fan von ihm. Das ist ja das Lustige: Da stehen mir am Donnerstag Spieler wie Andre Schürrle oder Mario Götze gegenüber. Die beiden haben im Finale der WM 2014 für das Tor gesorgt. Das habe ich als Fan gesehen. Und das bin ich immer noch, obwohl ich auf dem Rasen stehe: ein Fan.

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